Endlich in die Schule !

Endlich war er da, unser erster Schultag als Lehrer*innen in Ghana. 

Aufgeteilt in vier Teams sind wir morgens um 08:00 Uhr in unser Abenteuer -Schule- aufgebrochen. 

Erst einmal eine grobe Erklärung des Schulsystems hier in Ghana. Zuerst gehen die Schüler*innen für sechs Jahre in die Primary-School. Danach folgen drei Jahre Junior-High-School und im Anschluss drei Jahre Senior-High-School. Wir alle arbeiten in Junior-High-Schools, mit einigen Schüler*innen der ersten zwei Schuljahre ( Form 1 & Form 2 ) in den Fächern Englisch und Mathe. 

Der erste Tag hätte bei uns allen nicht anders sein können. Das liegt unter anderem daran, dass auch die vier Schulen in vielen Punkten nicht unterschiedlicher sein könnten. 

Wie genau wer von uns was erlebt hat, möchte jedes Team über seine Schule und seine ersten Tage nun einmal im einzelnen berichten…

 

 

 

Nsuta:

 

[Emil & Theresa B.]

Unser gemeinsamer Schultag beginnt mit einem Spaziergang entlang der Hauptstraße. Emil lässt sich gerne Zeit beim Frühstücken, deshalb sind wir meistens spät dran... Wir genießen die herrliche Aussicht auf Reisfelder, Palmen und sanfte grüne Hügelketten. Dabei besprechen wir unseren groben Plan für die Unterrichtsgestaltung. Meistens läuft es dann doch nicht nach „Plan“. Wir erreichen die Einfahrt und schon empfangen uns die jüngeren Kids von der Primary school mit „Obronie“ Sprechchören! Es ist sehr schön und motivierend die Begeisterung der Kids und Jugendlichen über unsere Ankunft täglich zu spüren. Anschließend begrüßen wir die Lehrer/innen und holen unsere Schüler/innen für den Unterricht ab.

Wir laden sie in unseren gemeinsamen Klassenraum ein, der mit einer großen Tafel und dem bunt aufgemalten Alphabet, das von unseren Vorgängerinnen Kati und Skai gestaltet wurde, bestückt ist. Unsere Arbeit besteht darin Schüler/innen aus Form 1 und 2, die im Lesen und Schreiben Schwierigkeiten haben, zu betreuen. Die Aufgabe stellt uns vor vielerlei Herausforderungen. Wir besitzen beide wenig Vorerfahrungen, so dass wir vor der Frage standen: Wie bringen wir den Jugendlichen das Lesen und Schreiben bei? Ernüchternd mussten wir feststellen, dass unsere Schüler/innen vor wesentlich größeren Problemen stehen, als anfangs angenommen. So sind wir mit dem Alphabet von null gestartet. Mit der Zeit konnten wir unsere Schüler/innen besser einschätzen und kennenlernen, so dass wir sie in eine stärkere und schwächere Gruppe aufteilen konnten. Aktuell arbeiten wir an den Vokalen und ihren „sounds“. Dies ist essenziell, um Wörter richtig aussprechen und unterscheiden zu können. Langsam machen die Jugendlichen Fortschritte und haben auch viel Spaß beim ersten Lesen. Wir haben auch festgestellt, dass sich die Jugendlichen gut mit Halli Galli und Uno bestechen lassen! ;)

Nachdem wir uns anfangs im kalten Wasser wiedergefunden haben schwimmen wir nun an der Oberfläche. Viele Dinge laufen anders ab, als wir es aus Deutschland gewohnt sind... Obwohl es einen Stundenplan gibt, wird sich nur selten daran gehalten. Manchmal werden die Jugendlichen aus dem Unterricht geholt, um Arbeiten an der Schule zu vollrichten, wie z.B. den Fußballplatz mähen. Es gibt einiges, an das wir uns gewöhnen mussten. Mittlerweile sind wir mit unserer Schule und der Arbeit sehr zufrieden! Freitags ist immer Sporttag, an dem ausgelassen Volleyball und Fußball gespielt wird. Dies ist immer ein Highlight der Woche.

Um 14 Uhr klingelt die Glocke. Wir machen uns nach einem anstrengenden, aber auch sehr ereignisreichen Schultag auf den Heimweg. Das leckere Mittagessen wartet schon!

 

 

Ketsi:

 

[Johannes & Theresa H.]

Wir sind Theresa und Johannes und gehen zusammen zur Schule in Ketsi. Das kleine Dorf liegt östlich von Nsuta auf einem Berg direkt an der Grenze zum Togo. Auf dem Schulgelände befinden sich neben der Junior Highschool (JHS), auch noch die primary school und der Kindergarten. Davon unterrichten wir insgesamt 15 Kinder im Alter von 13-18 Jahre, die wir in kleine Gruppen aufgeteilt haben.

Unsere ersten Tage an der Schule haben sich als sehr erlebnisreich und anstrengend erwiesen! Jeden Morgen fahren wir mit unseren Schulleitern auf den Motorrädern die Huckelpiste hoch auf den Berg. Und ohne Vorstellung, wie gut unsere Schüler:innen Englisch sprechen, schreiben und lesen können, haben wir direkt am ersten Tag erste Übungen gemacht und uns gegenseitig kennengelernt. Spiele wie Uno oder HalliGalli sind hier ganz beliebt und lockern die Stimmung immer auf oder eignen sich auch gut, um zwischendurch den Kopf freizubekommen.

Erschreckend haben wir festgestellt, wie weit die Kinder hinter dem eigentlichen Niveau sind, welches von ihnen in der Klasse verlangt wird. Viele konnten anfangs nicht einmal das Alphabet oder hatten ein gutes Verständnis von Zahlen über 10. Also haben wir sowohl in Englisch als auch in Mathe mit den Grundkenntnisse angefangen, die fast überall fehlten. 

Nach den ersten Wochen hat sich nun langsam alles eingependelt und wir haben uns schon längst daran gewöhnt, dass hier selten etwas nach Plan läuft oder dass die Schulleiter uns morgens pünktlich abholen. Das macht unseren Alltag an der Schule aber gerade spannend, wenn man nie genau weiß, was passieren wird! 

Insgesamt ist es aber total schön zu sehen, dass die Kinder richtig motiviert sind und unbedingt etwas lernen wollen. Am Anfang war es sogar schwierig, die Kinder in die Pause zu schicken, weil sie am liebsten einfach weitergelernt hätten. Dadurch macht uns das Arbeiten mit den Kindern aber super viel Spaß und wir freuen uns jeden Tag wieder auf die Schule! Vor allem auch, weil wir total frei sind, wie wir unterrichten wollen,  wie wir den Kindern das Alphabet beibringen oder ihnen erklären, dass es leichtere Rechenwege gibt, als bei 8*9 gleich 72 Striche auf den Tisch zu malen. 

Auch in den Pausen ist bei uns immer sehr viel los: Wir lachen immer sehr viel mit unseren Lehrern, weil sie immer einen witzigen Spruch auf Lager haben, Bananen-Wettessen mit uns veranstalten oder wir einfach über alle möglichen Themen diskutieren. Manchmal spielen wir auch Kartenspiele zusammen. 

Was wir an unserer Schule auch total cool finden, ist der wöchentliche Sporttag! Da spielen dann die Lehrer gegen die Schüler entweder Volleyball oder Fußball, einige fiebern vom Feldrand an und andere spielen Karten.

 

 

 


Attakrom:

 

[David & Marie]

Für uns, Marie und David geht es also in die JHS Attakrom. Eine kleine Schule, mit wenig Lehrern, vielen Schüler*innen (ca. 70 auf 3 Klassen verteilt) und großem Potential für unsere Arbeit. Sie liegt zwischen Nsuta und Guaman mitten im Ort Attakrom, sodass immer was los ist. 

Unsere ersten Tage an der Schule waren sehr eindrucksvoll und schön. Nach einem chaotischen ersten Tag, weil der Headmaster ( der Direktor ) am ersten Tag nicht da war und die Lehrer uns nicht so offiziell wie hier üblich begrüßen konnten, hat der zweite Tag umso besser begonnen und wir konnten erstmal durch zuschauen, die ghanaische Art des Unterrichtens kennenlernen. 

Mit einem kleinen Lehrplan und viel Motivation in der Tasche konnten wir dann unsere ersten Unterrichtsstunden gut bestreiten. 

Schnell haben wir aber gemerkt, wie chaotisch und planlos es teilweise zugeht, weshalb wir einiges improvisieren und umorganisieren mussten. 

Da unsere Vorgänger*innen an unserer Schule sonst nur nachmittags unterrichteten und jetzt Freiwillige im Vormittagsbereich an der Schule sind, mussten wir mit den Lehrern nochmal unsere genaue Aufgabe klären. 

Mit der Zeit haben wir immer mehr unseren eigenen Lehrplan erstellt, der gut umsetzbar war und wodurch die Lehrer uns die Schüler gerne anvertrauen. 

Doch trotz aller Vorbereitung fällt die Spontanität zur Umplanung nicht hinten über. So haben wir teilweise durch Lehrermangel eine halbe Klasse vor uns stehen, die unterrichtet werden möchte. Da das nicht geht, nehmen wir dann unsere Schüler und geben ihnen nochmal eine Stunde mehr Unterricht. Durch kleine Lernspiele und anschaulichen Unterricht versuchen wir Stunde für Stunde den Wissensdurst der Schüler*innen zu stillen.

So verging die Zeit bis jetzt echt schnell und es wird nie langweilig.

Von den Lehrern bekommen wir bereits die ersten Rückmeldungen zum Unterricht, welche nur positiv ausfielen, da sie schon eine Verbesserung der Schüler während ihrer Stunden bemerken würden. 

Insgesamt macht uns beiden das Unterrichten viel Spaß und wir freuen uns sehr auf die kommenden Wochen und Unterrichtsstunden !

 

 

Guaman:    

 

[Johanna]

Meine Schule, die Junior High School Guaman, liegt ungefähr 8km enfernt von Guaman in Richtung Jasikan. Die Schule ist umringt von Bäumen und liegt sehr schön im Grünen. Sie liegt direkt neben dem kleinen Dorf Guaman in dem die meisten Schüler*innen wohnen. 

Dadurch, dass die Klassen hier sehr klein sind (insgesamt 3 Klassen mit je ca. 15 Schüler*innen) geht es hier meist ruhiger zu als an den anderen Schulen. Außerdem habe ich das Gefühl, dass das Schulleben hier in Guaman etwas strukturierter ist und der Unterricht nicht so häufig ausfällt wie es an den anderen Schulen teilweise der Fall ist. Dies liegt wahrscheinlich daran, dass die Lehrer*innen durch die langjährige Arbeit mit Freiwilligen schon sehr eingespielt sind. 

Wie die anderen auch arbeite ich hier mit Schüler*innen der Form 1 und der Form 2 (7. & 8. Klasse), die große Schwierigkeiten mit Lesen, Schreiben und Rechnen haben. Man merkt direkt, dass die Kinder Lust haben zu lernen und sehr viel Spaß am lesen haben. Die Schüler*innen kommen dann immer in 2- bis 4-er Gruppen zu mir in die Bücherei, wo ich dann mit ihnen Mathe- und Englischunterricht mache. 

In der ersten Woche hatte ich erst einmal die Möglichkeit mir den Unterricht anzuschauen und mir ein Bild davon zu machen was und vor allem wie hier unterrichtet wird. Besonders aufgefallen ist mir, dass hier sehr viel wiederholt wird, sodass ein Thema immer ungefähr eine Woche oder mehr behandelt wird.

Insgesamt bin ich sehr zufrieden an der JHS Guaman und fühle mich echt wohl dort.