Ghana - Ein paar Einblicke

Hey zusammen, 

neues Jahr heißt in Ghana auch neues Schuljahr und so sind wir im Januar mit neuer Motivation und vielen neuen Ideen wieder in die Schule gestartet. 

Unser Schulalltag musste sich durch neue Lehrer*innen und neue Schüler*innen erstmal wieder einpendeln. Wir alle haben jedoch relativ schnell einen neuen Rhythmus an und mit unserer Schule gefunden, sodass das Lernen mit den Schüler*innen wieder gut läuft. 

In diesem Beitrag soll es jedoch nicht um unseren Schulalltag gehen. Wir möchten euch hiermit einmal einen tieferen Einblick durch unsere Augen in einige Bereiche der ghanaischen Lebensweise geben. 

 

 

Beerdigung 

 

In unserer bisherigen Zeit in Ghana haben wir schon einige Dinge über die christlich ghanaischen Beerdigungen erfahren können. Dabei waren wir selbst einige Male als Gast dabei und haben so die Möglichkeit erhalten, die Rituale live mitzuerleben.

Beerdigungen, wie wir sie miterlebt haben, werden drei Tage also meistens über ein Wochenende, von Freitag bis Sonntag Tag und Nacht gefeiert. 

In Ghana ist das Thema Trauer nicht so prägnant. 

Beim Sterben werden besonders die positiven Aspekte gesehen, wie beispielsweise die Erlösung durch den Tod oder die Rückkehr zu Gott. Bei einer Trauerrede haben wir oftmals Sätze wie: „Das Leben ist schön, aber der Tod ist schöner,…“ gehört.

Im Folgenden werden wir eine Beerdigung detaillierter beschreiben, da wir diese von Anfang bis Ende miterlebt haben. Bei dieser Beerdigung wurde ein Mitglied der Chiefcommunity beerdigt. Chiefs sind mit hochrangigen Vertretern und Vorsitzenden eines Dorfes zu vergleichen und haben so eine höher gestellte und besonderere Rolle. Diese empfangen dementsprechend auch eine etwas andere Beerdigung.

Traditionell wird der Leichnam in einem Krankenwagen von dem Kühlhaus, wo die Toten Wochen bis Monate aufbewahrt werden, zu einer Kirche gebracht. Diese liegt meistens nicht in dem Dorf, wo beerdigt wird. Auf der Fahrt dorthin wird der Krankenwagen von einem Trotro verfolgt, in dem die Angehörigen sitzen. Am Samstag, dem ersten Tag der Zeremonie, wird der Tote in einer morgentlichen Messe verabschiedet und jeder darf sich persönlich von dem Toten verabschieden. In der Kirche wird der Sarg geöffnet, so kann dann jeder nochmal einen Blick auf ihn werfen und ihm seinen Respekt erweisen. 

Danach wird der Sarg geschlossen und mit Trommelklängen aus der Kirche gebracht und wieder in den Krankenwagen geladen.

Im Anschluss treffen sich alle Angehörigen neben der Kirche zum Verweilen und gemeinsamen Tanzen, Feiern und Essen.

Am Nachmittag macht sich die Beerdigungsgemeinde in Trotros auf den Weg in den Ort, an dem am nächsten Tag die Beerdigung stattfindet. Bei der Einfahrt in den jeweiligen Ort ist die Reihenfolge der Fahrzeuge sehr wichtig. So fährt zuerst der Krankenwagen mit dem Leichnam, dann die engsten Verwandten und dann Freunde und Bekannte. Die Ankunft wurde mit einigen Luftschüssen verkündet.

Am Sonntag ging es für uns sehr früh weiter. Am Ort der Beerdigung, einem großen Dorfplatz war alles festlich mit roten und schwarzen Bändern und Tüchern geschmückt. 

Zudem stand dort ein besonders geschmücktes Glashaus. In diesem saß der Verstorbene, welcher festlich gekleidet war. Jeder der wollte hatte so die Möglichkeit, sich nochmals zu verabschieden und ihm gleichzeitig Ehrerbietung  zu erweisen. Den gesamten Tag wurde laut Musik gespielt. Ab Mittag kamen verschiedene Gospelchöre und es wurde zusammen gesungen und getanzt. Gegen Spätnachmittag wurde das Glashaus verhüllt und alle haben sich am Platz versammelt, da die Beerdigungszeremonie begonnen hat. Es wurden Tänze aufgeführt, der Sarg wurde rausgetragen und gesegnet und schließlich zum Grab getragen. Hier wurde zuerst der Sarg ins Grab runtergelassen und anschließend direkt mit Erde zugeschüttet. Einige Familienmitglieder haben künstliche Blumengestecke hineingelegt und andere eine Schaufel Erde. Da alles sehr schnell ging und zum Ende hin kaum noch festlich war, haben wir uns gefragt warum dies so war. Uns wurde dann erklärt, dass bei der Zeremonie nur der leere Sarg beerdigt wurde und der Verstorbene durch seinen besonderen Stand in der Gemeinde in der kommenden Nacht im Beisein der engsten Familie in einem der Häuser beerdigt wird. 

Für uns war die Beerdigung an dieser Stelle zu Ende und wir hoffen euch einen kleinen Einblick gegeben haben zu können. Wichtig ist uns aber nochmal zu erwähnen, dass diese Beschreibung unsere Wahrnehmung ist und nicht auf alle Beerdigungen in Ghana übertragen werden kann. 

 

 

Chief Treffen

 

Einen anderen sehr wichtigen Aspekt der ghanaischen Kultur machen die Chiefs eines Dorfes beziehungsweise einer Region aus. 

Chiefs sind zu vergleichen mit hochrangigen Vertretern und Vorsitzenden eines Dorfes und haben so eine höher gestellte und besonderere Rolle. 

Auch wir mussten uns bei unserer Ankunft in Nsuta der Chiefgemeinschaft des Dorfes vorstellen. Diese besteht in Nsuta aus den ältesten Bewohnern des Dorfes, höherrangigen Dorfmitgliedern und dem Schulleiter der Schule des Dorfes.

Joseph, unser Mentor vor Ort und Sozialarbeiter der Schulen an denen wir arbeiten, hat uns vorgestellt und unsere Aufgabe einmal erläutert. Wir wurden sehr herzlich willkommen geheißen !

Ein weiteres Chief-Treffen hatten wir bei der bereits erwähnten Beerdigung. Der Chiefpalast war ganz in der Nähe des Platzes und so haben wir uns in einer Pause auf den Weg gemacht, um uns diesen anzuschauen. Als wir den Palast von außen besichtigt haben, trafen wir ungeplant auf den Chief und seine Community, welcher in dem Moment auf eine andere Chiefcommunity wartete. Wir wurden eingeladen uns zu setzen und die ,,Zeremonie‘‘ mitzuerleben. Die Gastgemeinschaft zog ein und eine Tänzerin hat etwas vorgeführt. Während sie tanzte spielten Männer große und kleine Trommeln und auch Glocken. Der gastgebende Chief schmiss während des Tanzes ab und zu Geldscheine auf den Boden, welche die Tänzerin aufgehoben hat und es anderen Gruppe gegeben hat.

Wir vermuten, dass es als Dank für die Artisten war.

Auch einige Mitglieder der Gastgemeinschaft sind aufgestanden um kurz zur Musik zu tanzen. Dann wurde auch jede*r von uns von der Tänzerin aufgefordert aufzustehen und einmal den Gang nach vorne und zurück zu tanzen. Im Anschluss daran kam eine externe Tänzergruppe und führte ebenfalls etwas auf. Diese sind zuvor auch schon in der Beerdigungsmesse aufgetreten. Diese hatten besondere Kostüme an und auch die Musikinstrumente waren speziell. Es gab Flötenspieler mit einer Flöte in der Form eines Fisches und die übrigen Tänzer hatten eine Art metallische Castagnetten.

Als Abschluss war es dann noch wichtig Gruppenbilder zumachen, auf denen wir natürlich nicht fehlen durften ! 

 

 

Wir hoffen durch diese beiden Beispiel konntet ihr einen kleinen Einblick in die Lebensweise gewinnen, die auch wir gerade immer noch kennenlernen.